zigaretten und der tod

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heutzutage ist man sich als raucher der eigenen sterblichkeit bewußter als ein us-soldat im irak. auf jeder packung springt einem ein überlebensgroßer warnschriftzug entgegen a la „raucher sterben früher“. das tun sie auch, meist so gegen 5 uhr morgens, wenn sie, beim versuch kippen vom automaten zu holen niedergestochen und ausgeraubt werden.

an sich sind diese hinweise ja ganz nett, ich wußte gar nicht, dass meine sackmilch spermatozoen enthält.
aber wenn man schon anfängt, direkt indirekte direkte todesursachen durch irgendwelche warnungen zu verunglimpfen, dann sollte man auch so konsequent sein, und andere tödliche dinge mit einem warnhinweis versehen.
an der vorderseite eines busses könnte „wer nicht vor den bus springt, verringert das risiko tödlicher knochenbrüche und quetschungen“ oder „vor den bus springen in der schwangerschaft schadet ihnen und ihrem kind“ stehen.

mc donald’s fillialen könnten bilder von nackten toten fetten menschen aufhängen, aufgenommen wenige minuten nachdem sie einem herzinfarkt erlagen.

in steakhäusern könnte fernsehbestrahlung stattfinden, bei der mit benny hill-musik unterlegte szenen gezeigt werden, in denen bse-rinder auf wackligen beinen stehen und schließlich umfallen.

andersrum betrachtet sollen diese hinweise ja auch einen belehrenden effekt haben, was sie allerdings lehren, ist fraglich und teilweise stark pussyfiziert, „rauchen fügt ihnen und den menschen in ihrer umgebung erheblichen schaden zu“ könnte so direkt von dem typen in der letzten reihe im reisebus kommen, der bei der mitte der strecke irgendwann zum fahrer geht, um ihn darum zu bitten, die klimaanlage herunterzudrehen, weil es „hinten so unangenehm kalt zieht“. ein anderer aufdruck lautet „rauchen läßt ihre haut altern“, fehlt bloß noch, dass rauchen verantwortlich ist für brüchige nägel und spliss. seit wann ist der natürliche alterungsprozess kein faktor mehr?
mit einer anderen marketingstrategie könnte man diese ganzen aufklärungstexte viel positiver rüberbringen – in zeiten von praxisgebühr und selbstbeteiligung beim medikamentenkauf ist eine eingeschränkte fruchtbarkeit nicht unbedingt das schlechteste, in anbetracht der zunehmenden verschiebung der demographien in richtung zdf ist ein früher tod eigentlich auch nix, vor dem man sich fürchten sollte. ganz im gegenteil würde dies doch perfekt zur rtl2-dj ötzi-verseuchten sogenannten spaßgeneration passen, wenn man sowieso keine zukunft hat und ein arbeitsplatz auch nur ein zwischenstop vorm dahinsiechen in einem altersheim oder tollem wandern im schwarzwald ist, das alles natürlich bei einer schmalen rente von inflationsbereinigten 10€ pro monat, kann ein kurzes, dafür durch zigaretten, alkopops und konsum von klingeltönen ausgefülltes leben _das_ leben des 21. jahrhunderts sein. man könnte ein big brother mit 2 verschiedenen seiten machen – einer raucherfraktion und einer nichtraucherfraktion, das ganze würde dann solange laufen, bis die nichtraucherfraktion das rentenfähige alter erreicht hat und als hauptgewinn dürfen diese dann von der rente der bis dahin verreckten mitglieder der raucherfraktion im deutschen stumpfsinnsmekka köln bzw. hürth-kalscheuren bis ans ende ihrer tage interviews für xxp, oder als amerikaner verkleidet auf einem flugzeugträger für n24 geben.

im endeffekt kann man als raucher eigentlich froh sein, dass die warnhinweisindustrie mittlerweile noch nicht soweit gegangen ist, in jeder packung eine mit dynamit gefüllte zigarette zu verstecken, um ihren forderungen auf der vorderseite der packung nachdruck zu verschaffen. ich warte auf die ersten geiselnahmen, in denen der terrorist damit droht, eine geisel dazu zu zwingen, den rauch seiner zigaretten einzuatmen.

was würde nur passieren, wenn eines tages alle warnhinweise ignoriert würden, klar, einige atomreaktoren würden explodieren, es würde zu zahlreichen auffahrunfällen an mit stopschildern ausgestatteten kreuzungen kommen, unzählige bauarbeiter würden schwere kopfverletzungen erleiden, weil sie die helmpflicht mißachteten, etliche u-bahnpassagiere würden nicht zurückbleiben bitte und entweder halb in der tür steckend bei der tunneleinfahrt sollbruchstellen entdecken von denen sie nicht wussten oder ab und zu einen schweren drehwurm vom laufen gegen eine fahrende u-bahn erleiden, aber was das schlimmste wäre – raucher hätten keine ausreden mehr für mangelnde fruchtbarkeit, faltige haut an diversen körperstellen und den tod.

Von Silvester Klement