wieder zu besuch bei onkel tornado

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nachdem ich timmy mit einer fadenscheinigen ausrede am bahnhof verabschiedet hatte – angeblich musste ich den nachlass meines onkels verwalten, da sich alle übrigen angehörigen von ihm abgewandt haben – begab ich mich zurück auf den weg zum bergbauernhof konrads. direkt als ich das grundstück betrete höre ich ein zischen aus einem gebüsch.

– oey. psst. psssst.
verwundert nähere ich mich dem gebüsch, nehme an, dass das ein weiterer teil des versteckspiels ist, das mit dem vorgetäuschten tod meines onkels begann. und tatsächlich: dort, hinter dem busch kauert konrad mit einer brille, an der ein bart hängt. er zieht mich zu sich herunter und legt los.
– also zu allererst, meinem knie gehts gut, wir haben uns bei timmy’s profil schon eine derartige mißdeutung einer eventuellen geste von dir gedacht und daher platzpatronen ins magazin gepackt.
– wir?
– die weltregierung, mein freund.
– die u.n.?
– haha, das is doch n haufen apothekerinnen, verkaufen nur medizin und so. nein, die tatsächliche weltregierung, ein konglomerat aus firmen- und regierungschefs sowie religiöser anführer. was glaubst du, wieso osama bisher noch nicht gefasst wurde?
– weil er sich gut versteckt?
– nein, weil die weltregierung ihren sitz auf dem mond hat.
– haha, osama chillt mit bill gates…jetzt verarschst du mich aber.
– lache ich? alles, was ich dir jetzt erzähle, sage ich nur einmal und ist wahr. wo war ich stehengeblieben?
– die weltregierung hat timmys waffe präpariert…
– ja, genau. also… erinnerst du dich an meine frau, mit der ich den woody allen geschoben hab?
– safi?
– genau. das ganze begann vor 16 jahren. der kalte krieg war in seinen letzten zügen und die russen haben an ihrer letzten großen waffe gebastelt, dem besonders intelligenten angriffsroboter in thermo-subatomaer chromosomenherstellungsweise, kurz b.i.a.t.s.c.h.. das besondere an b.i.a.t.s.c.h. ist, dass er aufgebaut ist wie ein normaler mensch und sich ebenso entwickelt. safi ist der einzige prototyp, den sie herstellen konnten, bevor die perestroika dem ganzen ein ende machte. safi wurde damals für ein normales baby gehalten, an dem irgendwelche verrückten wissenschaftler irgendwelche verrückten experimente durchgeführt hatten, deshalb landete sie in einem waisenhaus. ich arbeitete damals undercover für den bnd in kapstadt und war mit meiner tarnidentität als mitarbeiter des deutschen konsulats dort optimal geeignet für eine adoption. nachdem ich safi dann adoptiert hatte ging ich ende der 90er, immer noch undercover, nach deutschland zurück und zog in dieses schöne bergdomizil, das burnout-syndrom war nur die offizielle version, die mir hemmungsloses auskreisen ermöglichte. safi hat mittlerweile einen selbstzerstörungschip von einem weiteren mitarbeiter von uns, einem zahnarzt, direkt in ihren backenzahn implantiert bekommen, mit dem wir sie global orten können. wir mussten bis jetzt warten, weil sie ihre milchzähne ewig nicht verloren hat.
– äh, und welche rolle spiel ich in der ganzen geschichte? oh und wieso verliert sie zähne, wenn sie ein roboter ist?
– du bist hier um mir bei der flucht zu helfen, ein paar ex-kgb leute sind hinter safi her, wissen um meine vergangenheit und wollen mich deshalb aus dem weg räumen. das mit den zähnen…wie gesagt, die technik, von der wir hier reden spielt auf subatomarer ebene, son bißchen wie androiden nur menschlicher. ganz krasser psychoshit. die bausteine, aus denen sie safi damals aufgebaut haben kannste nichma unterm elektronenrastermikroskop sehen, noch dazu erneuern und vermehren sich die teile permanent in einem anscheinend irgendwie bestimmten maße. die kleine is quasi ein wandelndes perpetuum mobile-
– mit nem verdammt heißen arsch.
– äh ja, auf jeden fall ist es von höchster wichtigkeit, dass du mir jetzt dabei hilfst, nach dresden zu gelangen. dort befindet sich ein unterirdischer bnd-komplex, in dem ich mit meinem team die weiteren schritte planen muss.
– in dresden? wie kommen wir dahin?
– natürlich in dresden. was glaubst du, wieso es das hochwasser gab? die wollten uns aus den bunkeranlagen treiben. aber das kann ich dir auf dem flug noch alles erzählen.
– dem flug? ich bin absolut blank, wenn du keine kohlen hast müssen wir bahn fahren.
– es ist für alles gesorgt. du musst dich durch den hintereingang in mein haus zurückbegeben, der führt direkt in mein altes atelier, schnapp dir dort die kleine hölzerne elefantenstatue von dem tisch mit den farbtuben und komm wieder zurück. falls dich eine von den hoes erwischt, erzähl ihnen, dass dir auf dem heimweg auffiel, dass du gar nichts besitzt, was dich an mich erinnert und du sie nicht noch einmal mit meinem verlust konfrontieren wolltest. wasauchimmer, meinetwegen versuch bei ihnen zu landen, aber lass dich in nichts verwickeln und sei schnell, dein zug würde relativ bald losfahren undsoweiter. ich bleibe hier und warte.

vollkommen verwirrt mache ich mich nun also auf den weg, gehe erst einmal einen großen bogen, um nicht vom haus aus gesehen zu werden und nähere mich dann schließlich an. wie ein geheimagent schiebe ich vorwärts-, seitwärtsrollen und ähnlich verwegene moves, bei denen ich mehrfach auf den schlüsselbund in meiner hosentasche falle. nach ca. 30minuten geheimagentenaction durch den vielleicht 20qm großen garten komme ich an der hintertür an, öffne sie und stehe im nächsten moment auch schon im atelier. unter der verschlossenen tür dringt ein lichtstrahl in den raum, der mir dabei hilft, den elefanten schnell zu entdecken und unter den arm zu nehmen. auf dem rückweg gehe ich ganz normal durch den garten, laufe erneut einen riesenbogen und erreiche schließlich wieder den busch, in dem konrad sich versteckte.

– gut, gib mal.

er nimmt den elefanten, dreht beide stoßzähne nach unten. plötzlich tut sich unter uns der boden auf und wir rutschen auf einer rutsche wie im freibad hinab. schließlich kommen wir in einer art unterirdischer basis an, assoziationen zum batcave drängen sich mir auf, nur befand sich hier kein fahrzeug mit raketenantrieb im zentrum, sondern ein, wie ich auf n24 gelernt hatte, f-19 stealth fighter.

– wow.
– verfickt ja wow. geheimagent sein rockt. wir haben nicht viel zeit, steig ein.
auf einer der herumstehenden konsolen mit lauter blinkenden knöpfen liegt eine art fernbedienung, die er benutzt, um dieses glasdach über der kabine zu öffnen. ich gehe die kleine leiter hoch und setz mich auf den hinteren sitz.
– hier, den brauchst du, schnall ihn dir fest um und setz dieses mundstück auf.

er reicht mir einen helm, setzt sich in den vorderen sitz, setzt sich selber einen helm auf, drückt an irgendwelchen knöpfen rum und startet die maschine. überraschend leise dieses triebwerk. der flieger beginnt sich zu bewegen. erst jetzt wird mir bewußt, dass am ende der rollbahn eine massive steinwand ist. unbeeindruckt steuert konrad jedoch weiter darauf zu, ich schiebs auf meine batman-fernseherfahrungen, dass ich in dem moment nichts sage. und tatsächlich, die wand tut sich vom einen moment zum anderen auf und wir schießen am anderen ende des berges, auf dem sich der bergbauernhof meines onkels befindet, aus ihm heraus. bevor es jedoch mein bewußtsein erreicht, dass ich auf ihn hätte hören sollen, als er was von einem mundstück faselte, verliere ich selbige.
fortsetzung folgt.

Von Silvester Klement