die sache mit dem vulkan

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viel hatte er in afghanistan gelernt. wie man aus einer bockwurst, einer marihuanapflanze und einem turban eine bombe bastelte. wie man mit einem raketenwerfer im schuh durch den metalldetektor kam. aber eines hatten sie ihm nicht beigebracht: warten. so saß er nun am flughafen berlin-tegel mit einem schuh der größe 42,5, einem schuh der größe 142,5 und nestelte an dem etikett eines glases mit bockwürsten. er war nervös. den turban hatte er zwischendurch bereits einmal abgesetzt, dennoch rann schweiß an seinem rücken herunter. wenn er so weiterschwitzte, würde sich bald auch die schwarzgefärbte marihuanapflanze lösen, die er erst angefeuchtet und sich dann als behaarung auf seine brust festgeföhnt hatte. er hatte nur seine mission vor augen: ein flugzeug zu kapern und den piloten mit vorgehaltenem raketenwerfer dazu zu bringen, dieses in den palast der republik zu lenken.

als teil einer terrorzelle der neusten generation kannte er seinen mitstreiter nur anhand seines twitternamens. er selbst hieß dort “talibunny413”, “osummatime” musste sich den absprachen zufolge ebenfalls irgendwo auf diesem flughafen befinden. sie hatten dieselbe ausbildung genossen, vermutlich würde er ihn anhand seines aussehens identifizieren können und tatsächlich – ein paar sitzbänke weiter konnte er einen turbanträger mit auffällig überhand nehmender brustbehaarung und einem großen und einem kleinen schuh ausmachen. er wollte aufstehen und zu ihm gehen, doch dabei fiel ihm auf, dass sein bein, über das er das andere geschlagen hatte – also das mit dem kleinen schuh über das mit dem großen – eingeschlafen war. er hätte sein bein ausschütteln wollen, damit es wach wird, aber wollte nicht aus versehen den raketenwerfer auslösen. also biss er auf die zähne, stand auf und begann, langsam in richtung des turbanträgers zu laufen. er kam sich vor wie ein halbseitig gelähmter neil armstrong im skiurlaub auf dem mond, ließ sich aber nichts anmerken und erreichte die 10m entfernte sitzgruppe nach knapp 50 minuten unauffälligen mäanderns.

“hey! würstchen?” “whoa, cowboy, nicht so schnell.” turbanträger 2 erblickte dann jedoch das ihm von turbanträger 1 hingehaltene würstchenglas, musste lachen und antwortete “nein, danke, ich habe selbst.” während er auf seinen schritt zeigte. turbanträger 1 verunsicherte dies, was turbanträger 2 ihm ansah, aufstand und die zusammengerollte monsterbockwurst präsentierte, die er als sitzkissen benutzt hatte. beide lachten laut auf, erinnerten sich dann jedoch daran, in ihrer funktion als terroristen keine aufmerksamkeit erregen zu wollen, verstummten sofort wieder, zogen ihre kopfe ein und setzten sich zusammen hin. turbanträger 2 neigte sich in richtung turbanträger 1 und signalisierte diesem mit einem handwinken, dass er sich ebenfalls ein wenig neigen sollte. er flüsterte. leider so leise, dass turbanträger 1 ihn nicht verstehen konnte. “WAS?” “psst!” “was?” “nicht so laut, wir wollen doch keine aufmerksamkeit erregen.” “WAS?! OKAY!” turbanträger 1 dachte nicht daran, sich von irgendeinem fuzzi mit einem turban etwas sagen zu lassen. “irgendwie habe ich zweifel daran, dass wir das richtige tun. vielleicht ist der vulkanausbruch genau zu diesem zeitpunkt ja ein zeichen? und wieso steht in unserem terroristenhandbuch, dass das schloss schönhausen der deutsche regierungssitz ist? da stimmt irgendwas nicht. und ich habe normalerweise ein näschen dafür, wenn was im busch ist.” “wärste mal frauenarzt geworden und nicht terrorist.” “nein im ernst. und hast du dich mal gefragt, wie wir da oben im himmel ankommen? wenn wir den palast der republik rammen und uns in dem moment in die luft sprengen, sind wir müsli und kommen so auch im himmel an. ich wollte nicht als cerealie für die 1000 jungfrauen enden!?” “dein körper hat damit nix zu tun, deine seele wäre unversehrt.” “wie sieht die denn aus?” “die kann jede form annehmen, die sie möchte.” “aber wenn sie das wirklich könnte, warum hat sie bei uns dann die form von vollbärtigen losern anfang/mitte 30 angenommen?” “nein, wenn wir tot sind, kann die seele eine beliebige form annehmen.” “also laufen im himmel lauter tiger woodsese rum? wieso sollten sich diese milliarden von jungfrauen im himmel dann für uns entscheiden?” “weil wir uns aussehen lassen wie jörg kachelmann.” “ok und was ist, wenn diese jungfrauen alle die form von angela merkel annehmen?” “die ist doch keine…oh…” “eben” daraufhin sackten beide zusammen und starrten ausdruckslos ins leere. 1 stunde verging, bis beide wortlos aufstanden, den flughafen verließen und nie wieder von diesem kapitel sprachen.

Von Silvester Klement