Was ich mache, wenn ich King Kong bin

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Wie jeder weiß, wird man zu King Kong nicht einfach so geboren. Um King Kong zu sein, muss man gewählt werden und dieser Wahl stelle ich mich. Mein Ziel ist es, zu King Kong gewählt zu werden und der beste King Kong zu sein, den die Welt je erlebt hat. Ein King Kong, den die Bürger New Yorks verdient haben: Behaart, brutal, gutaussehend, aber dennoch empathisch und mit überraschend weichen Händen.

Als King Kong gilt es, eine Reihe von Herausforderungen zu meistern. Herausforderungen, denen ich nicht aus dem Weg gehen, nein, Herausforderungen, denen ich mich stellen werde.

Beginnend bei der blonden Frau, die man relativ früh entführen und als Geisel in seiner Hand halten muss. Bei der Wahl der blonden Frau werde ich natürlich geschlechtsneutrale Kriterien verwenden und den Bewerbungsprozess soweit es geht anonymisieren. Auch körperliche benachteiligte New Yorker müssen bei dieser Wahl nicht draußen bleiben, soll die blonde Frau am Ende des Auswahlverfahrens z.B. von einem Rollstuhlfahrer aus Brooklyn gespielt werden, lasse ich an meiner Hand Rampen einbauen.

Mit der dann bestimmten blonden Frau in der Hand werde ich tun, was man als King Kong eben macht und ein Hochhaus erklimmen. Auch bei der Wahl des Hochhauses werde ich darauf achten, so transparent wie möglich zu handeln und nicht einfach impulsiv auf den erstbesten sich anbietenden Wolkenkratzer springen. Nein, das Gebäude meiner Wahl muss diversen ethischen, moralischen, moralisch-ethischen und selbstverständlich auch ethnomoralischen Ansprüchen genügen, wenn z.B. eine Firma mit Öl Geld verdient, reicht mir das nicht – unter Kinderöl in Fässern, die in ihrer Jugend missbraucht wurden, würde ich diese Branche gar nicht erst in Betracht ziehen.

Habe ich dann, die zuvor gesuchte blonde Frau in der Hand, das Hochhaus meiner Wahl erklommen, kommt es unweigerlich dazu, dass die Luftstreitkräfte des betreffenden Landes – die zuvor gewählten moralisch-ethischen Kriterien könnten natürlich auch bedeuten, dass das Gebäude nicht so wie in der Vergangenheit üblich in New York selbst steht, sondern z.B. in Belgien – versucht, mich von dem Hochhaus herunterzuschießen. Beim Versuch, mich dagegen zu wehren, müsste ich den einen oder anderen Kampfjet dann vom Himmel boxen. Bei den Kampfjets bin ich weiterhin wahllos – Piloten sind Soldaten und Sterben ist deren Job – ich werde jedoch strengstens darauf achten, dass die so geboxten Flugzeuge ausschließlich da herunterfallen, wo es ethisch, moralisch, ethnomoralisch und moralisch-ethisch am vertretbarsten ist. Selbst wenn das bedeutet, dass ich den Kampfjet aus der belgischen Provinz bis nach Brandenburg boxen muss.

Im Gegensatz zu meinen Vorgängern im Amt des King Kong werde ich auch nicht den Fehler machen und mich von den Kampfjets abschießen lassen, nein, ich werde, da ich mit katzengleichen Reflexen ausgestattet bin, den größten auf mich geschossenen Raketen ausweichen, um die Befehlshabern der Armee dazu zu bringen, eine öffentliche Diskussion zum Thema Kollateralschäden aussitzen zu müssen.

Ein weiterer wichtiger Punkt auf meiner Agenda – und das werden viele der mich unterstützenden Gruppen, besonders die Chiquita-Gruppe unter der Leitung von Anton Ffenarsch, besonders gern hören – ist die Stärkung der weltweiten Bananenwirtschaft, hier werde ich dafür sorgen, dass die ohnehin schon existierenden Plantagen unter ökologischen Gesichtspunkten ausgebaut werden, sie aber trotzdem noch profitabel geführt werden, was ich auch ohne das Geld des Steuerzahlers erreichen werde, indem ich Kackewerfen olympisch werden lasse und meine dabei gewonnenen Goldmedallien einschmelze.

Von meiner Zeit als King Kong erhoffe ich mir zudem die Entdämonisierung von Männern mit behaarten Gesichtern. Damit meine ich natürlich nicht die jungen Männer_innen in ihren engen, ein wenig hochgekrempelten Hosen, auf die wir heutzutage alle als Bodensatz der Gesellschaft herabblicken – das würde sich nicht ändern, PFUI!, nein, ich rede hier von Frauen und Männern, die außerhalb Rumäniens geboren wurden und dennoch das Stigma des Gesichtswildwuchses, das sogenannte Affengesicht, mit sich herumtragen. Diesen Menschen rufe ich zu: Habt keine Angst, es wird besser, auch wenn ihr immer noch Affengesichter haben werdet, so will ich durch meine Zeit als King Kong doch immerhin dafür sorgen, dass der euch vollkommen verständlicherweise entgegengebrachte Hass nur noch an Stammtischen und hinter verschlossenen Türen existiert, bis dieser irgendwann in fürchterliche Pogrome mündet – allerdings frühestens in der nächsten Legislaturperiode also mir wirklich völlig egal.

Sie sehen also, dass ich der ideale Kandidat für den Posten des King Kong bin.

Wählen Sie mich!

Ansonsten spoiler ich Star Wars.

Von Silvester Klement