genug.

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und dann steht sie vor dir, schaut dir in die augen und alles, woran du denken kannst ist ihr mund, den du küssen willst, küssen, wie nie irgendjemand irgendjemanden oder irgendetwas je küssen wollte. diese sportler, die weltmeister in irgendwas werden küssen ihren pokal. mehr als die. du überlegst, ob der kuss als solcher nur für euch beide erfunden wurde. denkst an henry kissinger und kicherst. sie fragt dich, wieso du kicherst. du weichst aus, schaust weiter auf ihren mund, dein kopf nähert sich ihrem. dann fährt sie plötzlich ihren arm aus und fragt dich, ob sie genug für dich ist. du versuchst, es wegzulachen. jetzt nimmt sie noch den zweiten arm dazu, um beide zu verschränken, tritt einen schritt zurück und schaut dich durchdringend und ernst an. erneut versuchst du, es wegzulachen. sie wiederholt ihre frage. du weißt nicht, wie du ihr erklären sollst, dass sie nicht nur genug, sondern alles ist. überlegst, wie weit du ausholen sollst. ob du ihre macken aufzählst und bei jeder einzelnen erklärst, warum sie genau deshalb das süßeste mädchen ist oder, ob du einfach so sagst, dass sie das süßeste mädchen ist. das würde sie wahrscheinlich für eine plattitüde halten. und wenn du nur ihre süßheit ins spiel bringst, ist das ja wie michael jordan zu sagen, dass er den basketball “ganz gut” dribbeln kann und mehr nicht. aber wie weit kannst du jetzt ausholen, ohne, dass du wie ein verliebter teenagergroupie klingst? und willst du dich ihr überhaupt so weit öffnen? fuck, wo kommt der innere schisser plötzlich her? eben ging es noch darum, sie zu küssen und jetzt hast du plötzlich angst, zu verbrennen? du denkst über ikarus nach und hältst ihn einen moment lang für den mutigsten menschen, der jemals gelebt hat. warum nicht verbrennen? du gehst einen schritt auf sie zu, willst ihr sagen, dass sie alles ist, aber dann klingelt der wecker und du erwachst neben irgendeiner anderen frau. was machst du hier?

Von Silvester Klement