Anleitung für Sonntage

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Die Arbeitswoche hat 5 Tage, das Wochenende 2. Die meisten Menschen haben 5 Finger an jeder Hand und 2 Nippel. Wenn man allerdings am Freitag schon feiert, ist der zweite Nippel am Sonntag wund. Was macht man dann?

Einige Menschen stehen früh auf und besuchen Flohmärkte. Auf Flohmärkten kann man Möbel, auf denen Menschen starben, Bilder, auf denen Menschen sterben, und Kleidung, für die Menschen starben, kaufen. Um die Morbidität ein wenig zu dämpfen, mischt man unter die Einkäufe dann ein seltsames Obst oder Gemüse, das man noch nie gegessen hat, der Verkäufer mit dem lustigen Akzent aber so sympathisch pries. Zuhause legt man das dann in den Obstkorb und lässt es dort sterben. Ich kann diese Leichenfledderei nicht gutheißen.

Andere wiederum besuchen an Sonntagen Fussballspiele. Gern unterklassig und dafür um die Ecke. Noch lieber als Teil eines ausgedehnten Spazierganges von A nach A. Diese Fussballspiele gibt es auch von Kindern, die man dafür aber erst zeugen muss, wodurch man dann auch wunde Nippel unter der Woche bekommt und verlernt, wie man feiern schreibt. Als Ausgleich darf man dann Van fahren und schon um 11:30 Uhr genervt rumpöbeln. Zu viel Planungsvorlauf für einen einfachen Sonntag.

Am Sonntag bleiben die Jalousien unten. Es besteht allerdings immer die Gefahr, dass man in blinden Aktionismus verfällt und plötzlich anfängt, Rechnungen zu sortieren und das Klo zu putzen. Wem macht man was vor? Alle wissen, dass die eigene Wohnung nach Lulu riecht und spätestens Dienstag hat man wieder seinen Namen mit Kacka an die Wand gemalt.

Nein, der Sonntag ist ein Tag der Kontemplation. Idealerweise beginnt man ihn damit, dass man in der Wikipedia herausfindet, was “Kontemplation” bedeutet. Nach einer Stunde weiß man dann, dass Siddharta 544 oder 543 vor Christus starb. Also eigentlich 574 oder 573. Also wenn Jesus tot wäre. Das müssen die Scientologen klären. Nach dieser Stunde jedenfalls hat man immer noch maximal eine Hose an und die ersten Lungenbrötchen gegessen. Jetzt wird es Zeit, das Andenken vom Resteficken zu entsorgen. Dazu zieht man die maximal eine Hose aus und verprügelt dieses Andenken. Nun hat man das Bett wieder für sich, klebt sich mit tesafilm Taschentücher in die Mundwinkel und schaut apathisch sabbernd Fernsehen, bis man irgendwann gegen 1 Uhr einschläft und mit frischen Nippeln erwacht.

Von Silvester Klement